
Foto von Nicolas Solerieu auf Unsplash
Spätestens seit der Corona-Pandemie hat die Digitalisierung die Immobilienbranche erfasst – und das aus gutem Grund. Während Makler und Eigentümer Effizienzvorteile erzielen und ihren Immobilien mehr Sichtbarkeit verschaffen, sparen sich Kauf- und Mietinteressenten viel Zeit. Damit sind die Tage des auf dem Rasen stehenden “zu Verkaufen”-Schildes gezählt.
Die Pandemie als Innovationstreiber
Mehrere Jahre Lockdowns und Kontaktbeschränkungen erforderten ein Umdenken. Zu diesem Zeitpunkt waren Online-Portale zur Vermarktung von Immobilien längst gang und gäbe, nur genügen den meisten Interessenten aus verständlichen Gründen keine “einfachen” Fotos und Exposés, um eine finale Entscheidung zu treffen. Ziel war also die Interessenten in die Immobilie zu bringen – auch ohne, dass diese dabei vor Ort sein müssen.
Heute gibt es dafür virtuelle 360-Grad-Rundgänge und digitale Immobilienführungen per Video-Stream, beides ist manchmal sogar mit Virtual-Reality-Headsets kompatibel, um die räumliche Wirkung noch zu verbessern. Für ausschließlich in Deutschland tätige Immobilienmakler mögen derartige Technologien relativ neu sein, im gehobenen Preisgefüge und bei Maklern, die sich auf ausländische Immobilien spezialisierten, gehören sie schon seit vielen Jahren zur Grundausstattung. Das ist verständlich: Schließlich kann nicht jeder Interessent, der sich im mallorquinischen Soller Immobilien kaufen oder sie zumindest besichtigen möchte, jedes Mal dafür auf die Insel fliegen.
Komplett ortsunabhängige Besichtigungen – oder solche vor Ort ohne Makler
Virtuelle 360-Grad-Besichtigungen funktionieren genauso, wie man sich diese vorstellen kann: Der Makler macht hierfür vorab zahlreiche Fotos der Immobilie, anschließend können Interessenten sich am heimischen Rechner oder Tablet frei durch diese bewegen – genauso wie bei Google Maps Streetview. Spezielle Kameras und Softwarelösungen sind mittlerweile sogar soweit, dass Bewegungen (und damit angezeigten Bilder) bei diesen virtuellen Besichtigungen immer flüssiger und nahtloser werden.
nahtloser werden. Speziell in den USA zeigt sich in der jüngeren Vergangenheit ein weiterer Trend: Nämlich eine Besichtigung ohne Makler. Dafür werden intelligente Smart-Türschlösser genutzt, bei denen jeder Interessent einen einzigartigen Tür-Code erhält, der die Zugangstür zur Immobilie einmalig öffnet. In den Innenbereichen befinden sich meist noch mit Bewegungsmeldern ausgestattete Smart-Kameras, damit der Makler das Treiben in der Immobilie verfolgen kann, ohne selbst da anwesend zu sein. So sind sogar Rückfragen möglich.
Eine Abwandlung davon sind die ebenfalls in den USA schon teilweise genutzten Makler-Roboter. Das sind fahrbare Tablet-Halter, deren Steuerung den Interessenten übertragen wird. Die müssen also nicht vor Ort sein, sondern können den Makler-Roboter frei in der Immobilie umherfahren, um so die verschiedenen Zimmer und selbst abgelegene Winkel zu erkunden. Erstaunlicherweise war es die jüngst in die Insolvenz gegangene Signa Holding, die die Makler-Roboter vermehrt nach Europa brachte.
Intelligente Visualisierungen
Grundrisse haben sich, durch mehr und unkompliziert nutzbare Möglichkeiten in der Bildbearbeitung, ebenfalls über die Jahre verändert. Technischem Fortschritt unterliegt auch das Home-Staging: Das muss heute nicht mehr physisch tatsächlich passieren, stattdessen können über generative Künstliche Intelligenz in Windeseile Räume mit Möbeln gefüllt, Wandfarben verändert oder Beleuchtungseffekte integriert werden – wenn auch nur digital. So entfallen die typischerweise recht hohen Kosten für Home-Staging. Der Effekt, das Potenzial der Immobilie zu verdeutlichen, bleibt aber erhalten.
Die Immobilienbranche wird immer digitaler – zum Gefallen von Interessenten
Ob eine Immobilie im Ausland unter der Sonne besichtigen, ohne tatsächlich dafür vor Ort sein zu müssen, oder beim Einsatz von Drohnen mit hochauflösenden Kameras: Besichtigungen sind heute digitaler und technologisch fortschrittlicher. Das entlastet Makler, schützt Eigentümer vor leidigem “Besichtigungstourismus” und spart Interessenten viel Zeit – kaum überraschend, dass die Immobilienbranche in Zukunft wohl nur noch stärker auf digitale Lösungen setzen wird.