Die 9 größten Irrtümer der Menschheit

Irrtümer der Menschheit

Es gibt einige vermeintliche Fakten, die halten sich konstant in unserem populärwissenschaftlichen Gedächtnis – obwohl sie schlichtweg falsch sind. Bei der Auflösung entsteht oft genug der „Stirnklatsch-Effekt“.

Menschen glaubten einst, die Erde sei eine Scheibe, Hitler baute die erste Autobahn und Einstein bekam den Nobelpreis für die Relativitätstheorie. Vieles von dem, was wir glauben zu wissen, ist eigentlich falsch. Die zehn populärsten Irrtümer listet folgender Artikel.
Was waren die Menschen vor der Aufklärung doch doof. Die glaubten tatsächlich, die Erde sei eine Scheibe und stellten jeden auf den Scheiterhaufen, der das Gegenteil dachte. Gehören Sie auch zu dem Personenkreis, der diese Sätze so unterschreiben würde? Dann sind Sie genauso im Unrecht wie die Klientel, die ein Saxophon in die Riege der Blechblasinstrumente packen würden. Irrtümer gibt es in der Geschichte zuhauf – schließlich ist kein Mensch unfehlbar. Aber oft entwickeln sie auch ein Eigenleben und werden zu einer falschen Massenmeinung. Die neun Irrtümer mit der hierzulande vielleicht weitesten Verbreitung listet der folgende Artikel.

1. Im Altertum glaubte man, die Erde sei eine Scheibe
Als sich Kolumbus gen Westen aufmachte, glaubten manche seiner Besatzungsmitglieder, dass ihre Schiffe irgendwann am Rande der Welt ankommen und dort hinunterfallen würden – denken zumindest viele. In Wirklichkeit entstand diese Meinung, dass in früheren Zeiten an eine Scheiben-Erde geglaubt wurde, erst im 19. Jahrhundert um das vermeintlich düstere Mittelalter noch ein wenig rückständiger zu zeichnen. Tatsächlich wussten bereits die Griechen, dass die Erde rund war und als Kolumbus den Anker lichtete, war diese Meinung in der Welt der Gelehrten die der Mehrheit. Vor Kolumbus hatten nur die Wikinger den beschwerlichen Weg über den Atlantik nach Westen gewagt – 1492 war diese Tatsache jedoch weitgehend unbekannt. Dass niemand die Fahrt wagte, lag schlichtweg daran, dass man glaubte, die Strecke nach Indien sei zu weit – dass dazwischen jedoch noch der amerikanische Doppelkontinent lag, ahnte niemand.

2. Einstein bekam einen Nobelpreis für die Relativitätstheorie
E=mc2 – schon hier lauert ein kleiner populärer Irrtum, denn was viele als Relativitätstheorie bezeichnen, ist in Wahrheit nur ein kleiner Teil innerhalb der Theorie. Ebenfalls weit verbreitet ist der Glaube, dass Albert Einstein für genau diese Relativitätstheorie den Physik-Nobelpreis bekommen hätte. Fakt ist jedoch: Das Genie kam zwar 1922 tatsächlich zu diesen Ehren, aber eben nicht für die Relativitätstheorie, sondern für seine Erklärung des photoelektrischen Effekts. Und als der Preis ausgehändigt wurde, war Einstein nicht einmal selbst zugegen, sondern befand sich in Japan. Letzten Endes nahm der deutsche Botschafter in Schweden den Preis entgegen und übergab ihn an seinen schwedischen Amtskollegen in Berlin. Und erst aus dessen Hand erhielt Einstein Urkunde und Medaille.

3. Saxophone sind Blechblasinstrumente

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Kein Jazz-Song ohne Saxophon. Bloß: Nur weil deren Korpus aus Metall besteht, sind sie noch lange keine Blechblasinstrumente.

Jazz, Ska und eine ganze Menge an schnulzigen Liebesliedern vornehmlich aus den 1980ern: Sie alle kommen nicht ohne ein Instrument aus: Das Saxophon. Und das besteht, wie wir alle wissen, aus Metalllegierungen, meist Messing oder Kupfer. Und hier beginnt auch schon der nächste Irrtum: Viele glauben, aufgrund des Korpus-Materials wären Saxophone per se Blechbläser. Doch die Definition, zu welcher Gruppe ein Instrument gehört, unterliegt anderen Regeln. Nämlich denen, aus welchem Material der Bereich ist, in dem der Ton erzeugt wird. Und beim Saxophon entsteht der im Mundstück. Und dort drin befindet sich ein Blatt aus Holz, das zum Schwingen gebracht wird und so den typischen „Sax-Sound“ erzeugt. Und aus diesem Grund sind Saxophone Holzblasinstrumente.
4. Der Silvestergruß „Guten Rutsch“ hat etwas mit Rutschen zu tun
Silvester wird am letzten Dezembertag gefeiert, mitten im Winter, da ist es kalt und oft eisig, sodass man ins Rutschen kommt. So oder so ähnlich erklären sich viele den deutschlandweit verbreiteten Neujahrsgruß „Guten Rutsch“, der übrigens ab 1900 hierzulande populär wurde. Doch wie bei sehr vielen deutschsprachigen Wörtern und Begriffen stand auch hier eher das Jiddische Pate: Das jüdische Neujahr wird als Rosch ha Schanah (Kopf des Jahres) bezeichnet. Jiddisch sprechende Menschen wünschen sich demnach „a git Rosch“, also einen „guten Kopf“. Obwohl sich die Fachwelt an diesem Punkt nicht ganz einig ist, lässt sich demnach vermuten, dass die sprachlichen Wurzeln des guten Rutsches eher darin liegen, dass viele den jiddischen Gruß mitbekamen und ihn, dieser Sprache nicht mächtig, einfach dem Laut nach ins Deutsche übersetzten.

5. Der Mensch nutzt nur zehn Prozent seiner Hirnleistung

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Durch Computerscans fanden Wissenschaftler heraus, dass der Mensch insgesamt gesehen sein Gehirn zu 100 Prozent nutzen kann – schlechte Nachrichten für alle, die glauben, dass Menschen künftig mehr Hirnleistung nutzen und Dinge zum Fliegen bringen könnten.

Dem menschlichen Gehirn werden von Laien oft Wunderdinge zugesprochen. Die wohl populärste Meinung ist, dass wir zu jedem Zeitpunkt nur zehn Prozent der möglichen Leistung abrufen könnten. Was dahinter liegt, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch: Einige glauben, dass unser Denkzentrum bei voller Benutzung zu Telekinese fähig wäre, andere behaupten, damit wären wahre „Jedi-Tricks“ möglich. Fakt ist jedoch: Jeder Mensch nutzt sein Gehirn zu 100 Prozent – bloß eben nicht dauerhaft. Je nachdem, was wir tun, werden unterschiedliche Areale beansprucht. Insgesamt arbeitet aber das ganze Gehirn – würde es das nämlich nicht tun, würden ungenutzte Hirnzellen wahrscheinlich absterben – das zumindest vermuten Forscher, die sich sehr viel intensiver mit dem menschlichen Rechenzentrum befasst haben, als Laien, die dem Zehn-Prozent-Mythos aufsitzen.

6. Hitler ließ die erste Autobahn bauen
Diktator Adolf Hitler ist in der Tat für sehr viel verantwortlich: Massenmord, Vernichtungskrieg und letztendlich so auch die jahrzehntelange deutsche Teilung und das Elend von Millionen. Fakt ist auch, dass der gebürtige Österreicher viele Autobahnprojekte im deutschen Reich befahl – was aber nicht stimmt, ist, dass er der erste war, der diese Idee hegte. Übrigens baute er auch nicht die erste Autobahn und nicht einmal der Hintergedanke der Arbeitsbeschaffung auf diesem Weg lässt sich auf den Diktator zurückführen. Die Realität sieht so aus: Zwischen Bonn und Köln führt heute eine Autobahn namens A555. Sie wurde zwischen 1929 und 1932 gebaut – zu Zeiten der Weimarer Republik. Sie war die erste Schnellstraße ohne Kreuzungen und ausschließlich für Motorfahrzeuge konzipiert und sogar die erste, die die Bezeichnung Autobahn bekam. Initiator war der damalige Kölner Oberbürgermeister und spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer. Er versprach sich nämlich dadurch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die vielen Arbeitslosen, die nach dem Börsencrash 1929 angefallen waren. Aus diesem Grund wurde auch bei der Ausschreibung der Autobahn darauf hingewiesen, dass Großgeräte wie Bagger und Planierraupen nicht zum Einsatz kommen dürften.

7. Das Woodstock-Festival fand in Woodstock statt
Summer of Love, die größten Bands der Geschichte an einem Platz, hunderttausende, die friedlich feierten und eine unbekannte Anzahl von Kindern, die an diesem Wochenende gezeugt wurden. Mit dem Woodstock-Festival verbinden auch heute noch Millionen das Lebensgefühl der Sixties. Was aber ebenso viele glauben: Das Festival hätte in Woodstock stattgefunden. Die Wirklichkeit sieht folgendermaßen aus: Ursprünglich wollten die Veranstalter das Festival in Saugerties im Staat New York abhalten. Da aber niemand dieses Kleinstädtchen kannte, nahm man den Namen des rund 15 Kilometer entfernten, wesentlich größeren Woodstock. Dann aber protestieren die Einwohner von Saugerties, weil sie keinen Hippie-Ansturm in ihrem Ort wollten – als neuer Austragungsort sollte Wallkill fungieren. Doch auch hier liefen die Anwohner erfolgreich Sturm. Das Festival zog immer weiter von Woodstock weg und landete schließlich zwischen den Örtchen Bethel und White Lake – immerhin 70 Kilometer von Woodstock entfernt.

8. Botschafts-Grundstücke gehören dem Land der Botschaft, nicht dem Gastgeber-Staat
Wer eine Bus-Tour durch Berlin mitmacht, kommt automatisch an der russischen Botschaft vorbei. Und mit Sicherheit wird der Tour-Guide dann etwas erzählen wie, dass die Botschaft auf tausenden Tonnen Erde stünde, die aus Russland importiert wurde. Zumindest das ist ein historischer Fakt. Was jedoch falsch ist, ist der Glaube, dass Botschaftsgelände exterritoriales Gebiet wären, also dass beispielsweise das Gelände der russischen Botschaft dem russischen Staat gehören würde. In Wahrheit gehören auch Botschaftsgrundstücke rein rechtlich dem Land, das die Botschaften beherbergt. Verantwortlich ist das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen. Darin einigten sich die Unterzeichnerstaaten, dass sie auf dem Gebiet der jeweiligen Botschaften lediglich auf ihre Hoheitsrechte verzichten. Abgetreten im Sinne eines Verkaufs oder einer Schenkung wurden diese Areale dadurch jedoch nicht.

9. Charles Lindbergh überquerte als erster den Atlantik im Flugzeug
Der Atlantik war nicht nur Hintergrund des Scheiben-Erde-Mythos, sondern ist es auch hoch in der Luft: Viele sind der Ansicht, dass der Amerikaner Charles Lindbergh 1927 als erster den Atlantik in einem Flugzeug überquerte. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber auch weit davon entfernt, richtig zu sein. Fakt ist: Lindbergh war in der Tat ein Luftfahrt-Pionier, auch über dem Atlantik. Seine Rekorde bestehen nur in zwei Punkten:
• Er war der Erste, der den Atlantik allein überquerte
• Er war der Erste, der die Strecke New York – Paris beflog
Bei allen anderen Atlantikflügen standen jedoch andere Personen vor Lindbergh: Der erste transatlantische Flug überhaupt fand bereits 1919 statt: Die beiden Briten John Alcock und Arthur Brown flogen damals mit einem zweimotorigen Bomber aus dem ersten Weltkrieg vom kanadischen Neufundland nach Irland. Als Lindbergh sich ins Cockpit schwang, hatten bereits 66 andere den Flug gewagt. Was seine Reise jedoch so populär (und schwierig) machte: Die Distanz New York Paris war gut und gerne doppelt so lang wie bei den bisherigen Flügen, die die jeweils kürzeste Entfernung zwischen beiden Kontinenten überbrückten. Außerdem war er alleine, was ihm dennoch zu höchsten Fliegerehren gereichte – bloß nicht denen, als erster den Atlantik überflogen zu haben.

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